Salvinis Spion auf dem Mittelmeer

Ein italienischer Sicherheitsmann bespitzelt private Seenotretter und löst Ermittlungen gegen die Crew eines deutschen Schiffes aus. Doch jetzt fühlt er sich verraten.

von Bartholomäus von Laffert

erschienen am 08.05.2019 auf Zeit Online


Am 10. September 2016 begegnen sich auf dem Mittelmeer, etwa 15 bis 20 Meilen vor der libyschen Küste, zwei Schiffe: Die Iuventa der Berliner Hilfsorganisation Jugend Rettet und die Vos Hestia der Organisation Save the Children. Auf der Vos Hestia fährt an diesem Tag ein italienischer Sicherheitsmann mit, sein Name: Pietro Gallo.

Damals werden die Seenotretter noch gefeiert für ihren Einsatz. Rund ein Dutzend privater Rettungsschiffe aus ganz kreuzt über das Mittelmeer und bringt, in Kooperation mit dem italienischen Staat, Zehntausende Menschen an Land. Noch stellt niemand infrage, ob das eine gute Sache sei.

Der 10. September 2016 wird das ändern. Dieser Tag steht am Anfang einer Kette von Ereignissen, an deren Ende kaum noch private Seenotretter auf dem Mittelmeer unterwegs sind, an dem ihre Schiffe in den Häfen von Italien und Malta festgehalten und die Aktivistinnen und Aktivisten kriminalisiert werden. Gegen zehn ehemalige Crewmitglieder der Iuventa wird in Italien ermittelt. Ihnen drohen bis zu 20 Jahre Haft. Mit ausgelöst hat das jener Sicherheitsmann Pietro Gallo. Der ist heute arbeitslos, verbittert und sagt, er habe das alles nicht gewollt: "Das Beste wäre gewesen, ich wäre nie an Bord gegangen."

Was ist an jenem Tag geschehen?

Seit morgens um sieben sind die Aktivisten dabei, Flüchtlinge von seeuntauglichen Booten auf die Iuventa zu bringen. Das kleine Schiff ist zwischenzeitlich heillos überfüllt, kaum mehr manövrierfähig. Bei früheren Rettungen hatte die Crew bis zu 150 Menschen auf das kleine Schiff geholt, an diesem Tag sind es bis zur Mittagszeit aber schon mehr als 400 Personen, knapp 100 weitere auf einer Rettungsinsel im Wasser daneben.

Eine verdächtige Beobachtung

Die Evakuierung der Iuventa beginnt am Mittag. Um 13.16 Uhr kommt ein Schiff der irischen Marine und nimmt ihnen viele der Flüchtlinge ab. Aber es reicht nicht. Am Nachmittag wird die Vos Hestia zu Hilfe gerufen. Auf ihr ist noch Platz. Um 15.49 Uhr, so geht es aus dem Logbuch der Iuventa hervor, beginnt die Crew der Iuventa, die verbliebenen 140 Menschen auf die Vos Hestia zu bringen. An Deck des Schiffes steht Pietro Gallo.

Es ist sein erster Einsatz auf See. Wenige Wochen zuvor hatte der Ex-Polizist bei der Sicherheitsfirma IMI Security angeheuert. Die Firma wurde von der Reederei, von der Save the Children die Vos Hestia gechartert hat, damit beauftragt, für die Sicherheit an Bord des Schiffes zu sorgen. Ein normales Vorgehen, wenn die Rettungsschiffe nicht der NGO selbst gehören.

An jenem 10. September macht Pietro Gallo eine verdächtige Beobachtung. Er meint, zwei Männer mit dunkler Haut zu sehen, die mit einem Schlauchboot von der Iuventa ablegen und in Richtung der libyschen Küste steuern. Er reimt sich eine Vorgeschichte zusammen. Das ablegende Boot "ließ mich glauben, dass die Crew der Iuventa die 140 Migranten vor unserer Ankunft von diesem Schlauchboot evakuiert hat und es dann ins Wasser gelassen hat, mit den Schmugglern drauf". So wird es Gallo später der Polizei sagen, so steht es jetzt in der Ermittlungsakte.
Gallo deutet die Szene als Beleg dafür, dass Jugend Rettet mit Schleusern direkt zusammenarbeitet. So werden es später auch alle anderen deuten, die sich an den Aktivitäten der Hilfsorganisationen auf dem Mittelmeer stören. Die Beobachtungen vom 10. September werden zur Schlüsselszene im europaweiten Deutungskampf darum, was diese privaten Schiffe auf dem Mittelmeer eigentlich sind: Retter, die als Letzte die europäischen Werte hochhalten? Oder selbstherrliche Aktivisten, die wissentlich oder aus Naivität das Geschäft der Schleuser erledigen?

Aber Beweise in Form von Videos oder Fotos, die Gallos Version der Ereignisse belegen würden, gibt es nicht. Nur die Aussage Gallos und seiner Kollegen.

Der Einsatzleiter auf der Iuventa am 10. September, Sascha Gierke, hat eine andere Erklärung für Gallos Beobachtung. Tatsächlich habe die Crew am Nachmittag eines der evakuierten Flüchtlingsboote längs der Iuventa befestigt. Zum einen weil sie während der Rettung nicht die Zeit gehabt hätten, es zu zerstören. Aber auch weil sie befürchtet hätten, dass an diesem Tag noch mehr Flüchtlinge kommen würden, und weder an Deck noch auf den Rettungsinseln noch Platz war.

Die NGO’s sind für Gallo nicht Teil der Lösung

Gierke sagt: "Meine Crew hat dieses Schlauchboot mit dem Rhib (einem zur Iuventa gehörendem Beiboot, Anmerkung der Redaktion) vom Schiff weggeschleppt, damit es uns bei dem Transfer der Menschen auf die Vos Hestia nicht behindert. Das einzige Szenario, das mir plausibel erscheint, ist, dass Gallo dachte, wir selbst wären die libyschen Schlepper." Gallo hätte dann also die Crewmitglieder der Iuventa für dunkelhäutige Schmuggler gehalten. Gierke sagt, das Boot sei auch nicht wie behauptet auf die libysche Küste zugesteuert, im Gegenteil hätten es die Retter in einiger Entfernung vom Einsatzort zerstört. So wie es mit den genutzten und verlassenen Flüchtlingsbooten zu der Zeit auf dem Mittelmeer üblich war. Der Einsatzbericht von Frontex bestätigt seine Aussage.

Aber Gallo und seine Kollegen sind sich ihrer Sache offenbar sicher. Und sie wollen sie nicht auf sich beruhen lassen. In den kommenden Tagen und Wochen werden sie einige Dinge tun, die jene Kettenreaktion in Gang setzen, an deren Ende nun der Crew der Iuventa das Gefängnis droht. Dinge, die auch Pietro Gallo selbst jetzt, im Rückblick, nicht wirklich überzeugend erklären kann.

An einem Frühjahrstag 2019 sitzt Pietro Gallo in einem fensterlosen Büro im Erdgeschoss eines Wohnhauses im römischen Viertel San Giovanni. Ein Bekannter hat es ihm für das Treffen mit ZEIT ONLINE zur Verfügung gestellt, zu sich nach Hause wollte Gallo den Reporter nicht lassen.

Er ist jetzt 46 Jahre alt, ein kleiner Mann mit dünnen, grauen, nach oben gegelten Haaren. Über dem blau-weiß karierten Hemd trägt er einen blauen Pullover. Gallo wirkt zurückhaltend, schüchtern fast.

Weniger Boote, weniger Menschen ertrinken

Er hat sich zu einem Treffen bereit erklärt, um sich zu verteidigen. Gallo sagt, er habe das schließlich alles nicht so gewollt. Ein Missverständnis sei das alles. Er habe das Chaos auf dem Mittelmeer gesehen und es zu lösen versucht. Die NGOs sind für Gallo nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Wären die NGOs nicht auf dem Meer, würden die Schleuser weniger Boote schicken, weniger Menschen ertrinken, malt sich Gallo aus.

Wie zum Beweis, dass er es gut meine mit den Flüchtenden, öffnet er jetzt seinen Computer. "Da, schauen Sie!", ruft Gallo. Er zeigt ein Video, auf dem er ein Baby in den Armen hält und die Rettungstreppe hinauf auf ein Frachtschiff trägt. Der Vater sei zu schwach gewesen, erzählt Gallo. In einer anderen Szene sieht man Gallo, rote Schwimmweste, weißer Helm, wie er zusammen mit einem anderen Mann einen anscheinend bewusstlosen Mann auf das Schnellboot der Vos Hestiahievt. Mehrmals schlägt er ihm aufs Gesicht, damit das Wasser aus seinen Lungen läuft. Gallo drückt auf Stopp. Er ist jetzt ganz still. Er sagt, er habe doch selbst nur helfen wollen.

Am 25. September 2016 schreiben Gallo und seine Kollegen Floriana Ballestra und Lucio Montenino eine E-Mail an den italienischen Militärgeheimdienst. Sie liegt ZEIT ONLINE vor. Die Iuventa, so schreibt das Trio, scheine ein "fester Bezugspunkt für die Schmuggler zu sein, die Libyen mit Booten voller Migranten verlassen. Das führt zu der Annahme, dass es eine Komplizenschaft zwischen dem Iuventa-Schiff und den Schmugglern besteht."

Sie schreiben förmlich, nennen ihre Namen, ihre Geburtsdaten und -orte und ihren Arbeitgeber. Ihre Motivation begründen sie damit, dass sie sich "als italienische Bürger verpflichtet fühlen", über Dinge, die sie für rechtswidrig halten, zu berichten.

Sie warten allerdings nicht lange auf eine Antwort, sondern wenden sich noch am selben Tag auch an die Politik. An die Leute, von denen sie glauben, dass sie die Krise auf dem Mittelmeer wirklich lösen wollen: die italienischen Oppositionsparteien. Gallo, der von sich sagt, er sei "unpolitisch und weder links noch rechts", schreibt zusammen mit seinen Kollegen eine E-Mail an den Fünf-Sterne-Abgeordneten Alessandro Di Battista. Als auch er nicht antwortet, rufen sie am Tag darauf, am 26. September 2016, im Büro der rechtspopulistischen Lega in Mailand an. Sie wollen den Mann sprechen, dessen Name zweieinhalb Jahre später Demokraten in ganz Europa in Aufruhr versetzen wird. Matteo Salvini.

Der Vorwurf lautet auf “Beihilfe zur illegalen Migration”

Matteo Salvini ist heute Innenminister Italiens. Damals war er Europaabgeordneter. Er spricht schon damals auf Demonstrationen unter dem Motto "Stoppt die Invasion!". Er kündigt auf Twitter "ethnisch kontrollierte Säuberungen" an und hetzt gegen die EU, die Italien im Stich lasse. "Ist es so schwer, eine Schiffsblockade zu veranlassen?", fragt Salvini.

Das also ist der Mann, an den Gallo und die anderen sich wenden. Gallo hat auch hier eine eigene Deutung: "Ich dachte, dass Salvini seine Möglichkeiten als EU-Parlamentarier nutzt, um auf europäischer Ebene eine humanitäre Lösung zu finden, damit weniger Menschen sterben", sagt Gallo. "Dass man einen Weg findet, die Bedürftigen direkt von Libyen nach Europa zu bringen, und nicht, dass sie erst aufs Mittelmeer müssen."

Matteo Salvini als Architekt einer humanitären Lösung der Flüchtlingskrise? Es ist schwer zu glauben, dass Gallo den rechtsnationalistischen Politiker wirklich so verkannt haben soll. Er sei naiv und gutgläubig gewesen damals, sagt Gallo noch.

Was Gallo dann über den Fortgang der Geschichte erzählt, ist ebenfalls kaum zu glauben: Dreißig Minuten nachdem sie mit dem Büro der Lega in Mailand telefoniert haben, klingelt das Handy von Ballestra, der Arbeitskollegin von Gallo. Es meldet sich: Matteo Salvini höchstpersönlich. Er bietet an, noch zur Stunde nach Trapani aufzubrechen, um die drei zu treffen. Doch Ballestra muss absagen, da die drei kurz darauf wieder mit der Vos Hestia in See stechen. Salvini bittet sie daraufhin, weiter alles, was ihnen verdächtig scheint, zu dokumentieren und per WhatsApp an seinen Parteifreund Alessandro Panza zu übermitteln.

Gallo ist dann einige Wochen als eine Art Privatspion von Salvini und der Lega im Einsatz. Er fotografiert Visitenkarten und Crewlisten, Crewmitglieder und gerettete Menschen an Bord. Heimlich überspielt er Videos von den GoPros der NGO Save the Children auf private Festplatten. Einige davon hat er bis heute auf seinem Rechner. Floriana Ballestra leitet die Materialien weiter an Salvinis Kontaktmann.

“Eine kluge und tapfere Frau”

Einmal schreibt Ballestra an Gallo, die Nachricht liegt ZEIT ONLINE vor, Salvini habe ihr ausrichten lassen, dass es "nützlich wäre, eine Aufnahme zu haben, auf der jemand von Save the Children zugibt, dass sie das alles nur tun, um Öffentlichkeit zu bekommen". Gallo versucht auch das.

Fragt man das Büro von Matteo Salvini, ob diese Geschichte so stimme, bekommt man weder ein Ja noch ein Nein zu hören. Sondern nur die knappe Antwort, dass Salvini im Moment nicht mit ausländischen Journalisten reden wolle. Aber in einem Interview mit der italienischen Zeitung Il Fatto Quotidiano bestätigt Salvini, Gallos Kollegin Ballestra getroffen zu haben: "Natürlich habe ich Ballestra getroffen, eine kluge und tapfere Frau, und ich habe ihre absolut interessanten Informationen genutzt und verbreitet." Ballestra selbst und Gallos zweiter Kollege Lucio Montenino wollen nicht mit der Presse sprechen.

Erst drei Wochen nach dem ersten Kontakt mit der Lega wenden sich Gallo und Montenino an die Behörden. Am 14. Oktober 2016 machen sie eine Aussage bei der Polizei in Trapani. Diese Aussage wird die Grundlage für weitere Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft entscheidet, die Telefone der Crew und der IMI-Mitarbeiter abzuhören. Sie schleust den verdeckten Ermittler Luca B. an Bord, lässt die Brücke der Iuventa verwanzen. Die Profis übernehmen, was Gallo angestoßen hat.

Dann kommt der 2. August. An diesem Tag beschlagnahmt die italienische Polizei die Iuventa im Hafen von Lampedusa. Auf Initiative jenes Staatsanwalts, bei dem auch Gallo seine Aussage gemacht hatte. Der Vorwurf lautet auf "Beihilfe zur illegalen Migration".

Auch gegen andere Organisationen laufen Ermittlungsverfahren

Die Ermittlungsakte umfasst 551 Seiten. Als eines von drei Verdachtsmomenten findet sich dort jede Szene wieder, die Gallo und Kollegen am 10. September an der Iuventa beobachtet haben wollen. Sein Name kommt in dem Dokument über hundert Mal vor.

Kurz darauf verliert Gallo seinen Job. Save the Children heuert einen eigenen Sicherheitsdienst an und IMI-Security wird nicht mehr benötigt.

Für Matteo Salvini aber geht es jetzt erst richtig los. Er verkündet im Januar 2018 zum Wahlkampfauftakt: "Die Regierung, die ich führen will, wird nicht einen einzigen illegalen Migranten oder Asylsuchenden in Italien an Land gehen lassen. Sie werden alle dahin zurückgehen, wo sie herkommen. Vom Ersten bis zum Letzten." Das Fundament seines Wahlkampfs ist das Versprechen, das Mittelmeer dichtzumachen.

Als Salvini Juni 2018 sein Amt als Innenminister antritt, lässt er die italienischen Häfen für NGO-Boote schließen, nacheinander stellen die NGOs ihren Betrieb ein. Im August 2018 lässt Salvini ein Boot der eigenen Küstenwache mit 177 geretteten Flüchtlingen an Bord über zehn Tage in keinem italienischen Hafen anlegen. Er rühmt sich öffentlich damit, die Mittelmeerroute geschlossen zu haben.

Gallo behauptet, er habe das nicht gewollt. Erst im Januar, erzählt er, habe er in den Nachrichten gesehen, dass ein Boot vermisst werde, die Menschen darauf wahrscheinlich tot. Vor zwei Wochen hat er im italienischen Fernsehen eine Reportage über die unmenschlichen Foltergefängnisse in Libyen gesehen. "Ja", sagt Gallo. "Ich trage Mitschuld an dieser Situation." Gallo sagt auch: "Ich habe nie gesehen, dass die NGOs mit den Schleppern kooperieren, das war immer nur ein Verdacht, wir haben eins und eins zusammengezählt."

Er zieht die Kopie eines Drohbriefes aus der Tasche, den er im November 2018 erhalten hat. Im Briefkopf ist ein Fadenkreuz eingezeichnet. Darunter steht in Großbuchstaben geschrieben: "MERDE MERDE MERDE 2018 1.800 PEOPLE DEAD". Darunter vier Namen, die dafür verantwortlich gemacht werden: Unter anderem Pietro Gallo und Matteo Salvini. Auf dem Brief ist mit Tesafilm ein golden glänzendes Pistolenprojektil befestigt. Das Original liegt inzwischen bei der Kriminalpolizei in Rom.

Gallo sieht sich als einer, der das Richtige tun wollte, aber das Falsche tat. Der Mann, der einen Verdacht in den Raum gestellt hat und der später gegen seinen Willen von Rechten instrumentalisiert wurde.

Eine Recherche der italienischen Zeitung Famiglia Cristiana allerdings zeigt, wie nah auch Gallos Arbeitgeber rechten Aktivisten stand. Die Zeitung deckte schon 2017 auf, dass in einer internen Facebook-Gruppe von Gallos Arbeitgeber IMI Security neben dem Chef der Firma Cristian Ricci auch Gian Marco Concas vertreten war, der von der rechtsradikalen Identitären Bewegung als Einsatzleiter ihrer Mittelmeermission C Starangeführt wird. Gallo bestreitet, davon gewusst zu haben. Er sagt stattdessen: "Ein Land, das Seenotretter für 20 Jahre ins Gefängnis steckt, dessen Bürger will ich nicht sein."

Das nutzt aber den Aktivisten von der Iuventa nichts mehr, denen nun auch wegen Gallo Gefängnis droht. Sie touren durch Europa, sprechen auf Unterstützerdemos und versuchen, mediale Aufmerksamkeit auf ihren Fall zu lenken. Auch Preise bekommen sie immer noch, wenn auch etwas weniger als früher. An diesem Freitag wird ihnen in St. Gallen der Preis der Paul Grüninger Stiftung "für Menschlichkeit und Mut" verliehen. Währenddessen hat die Staatsanwaltschaft längst damit begonnen, die vielen Datenträger auszulesen, die sie auf den Schiffen beschlagnahmt hat. Auch gegen die Organisationen Save the Children und Ärzte ohne Grenzen laufen Ermittlungsverfahren in Italien.

Die Anwälte der Iuventa-Crew rechnen mit einer Anklageerhebung noch in diesem Herbst. Dann werden sie sich wohl begegnen. Die zehn Aktivisten von der Iuventa werden auf der Anklagebank sitzen. Und Pietro Gallo wird, wenn er an der Reihe ist, in den Zeugenstand treten. Und dann werden sie ihre Versionen der Ereignisse von jenem 10. September erneut erzählen. Enden wird diese Geschichte in einem Gerichtssaal in Trapani auf Sizilien. Dort aber, wo sie begonnen hat, auf dem Meer vor Libyen zwischen den Booten der Geflüchteten, dort ist niemand mehr.

Mitarbeit: Daniela Sala