Guben geht, wer bleibt?
Elf Jahre lang war Ronny Müller in der Welt unterwegs. Dann warb seine Heimatstadt um Rückkehrer wie ihn – und er wagte den Versuch: Kann man dort wieder anfangen, wo man so lange nicht war?
Fotos: Felie Moucir Zernack; Text: Ann Esswein
Erschienen am: 22.08.2020 in DIE ZEIT
Im Jahr 1990 lebten noch knapp 33.000 Menschen in Guben. Jetzt sind es weniger als 18.000.
„Hier weiß ich, was ich mache. So lange ich Arbeit habe, gehe ich hier nicht weg.“
Horst Wetzels drei Kinder: alle weggezogen. Sein Sohn Hauke Wetzel baut in Potsdam ein Haus. Horst Wetzel berät ihn per Telefon aber auch vor Ort als Bauleiter.
Seit fast 20 Jahren steht die Wilhelm-Pieck-Schule in Guben leer. Jetzt soll ein Pflegezentrum einziehen.
Im Stadtteil Sprucke lebt Ronny Müllers Mutter. Nachdem er 10 Jahre in Malawi gelebt hat, findet er im Dachgeschoss seine eigene Wohnung. Für seine Frau und zwei Kinder.
Bis er zwölf Jahre alt war hat er hier im Erdgeschoss gewohnt. Jetzt steht das Haus leer.
Es lohnt sich nicht mehr, das ehemalige Hotel „Panorama“ abreisen zu lassen, sagt Ronnie Müller. Das Hochhaus soll zwangsversteigert werden.
„Guben ist klein, jeder kennt jeden.“ Sagt Hanna Fahrentz, 18.
Sie ist am Ende ihrer Schulzeit, würde gerne in Guben bleiben, muss aber gehen. Ausbildung oder Studium werden sie nach Cottbus, Berlin oder Sachsen bringen.