Der letzte Gegner

Die Bal­kan­rou­te ist na­he­zu dicht – drei Jah­re nach­dem im Som­mer 2015 Hun­dert­tau­sen­de Flücht­lin­ge in die EU ka­men. Für vie­le Po­li­ti­ker ist das ein Er­folg. Aber um wel­chen Preis?

Bartholomäus von Laffert, Moritz Richter und Paul Lovis Wagner

Erschienen im November 2018 im DER SPIEGEL


Zurück kommen nur die Verlierer, so erzählen es sich die Leute im Camp. Verloren sieht Mujeeb Rehman aus, wie er zusammen mit sechs anderen Männern, hinkend, den linken Arm in eine Mullbinde gewickelt, über den Feldweg am Rand der bosnischen Kleinstadt Velika Kladusa läuft. Hinüber zu den Zeltbaracken auf dem Sandplatz hinter dem Busbahnhof, wo Händler einmal Rinder und Pferde verkauften, in einer Zeit bevor die Flüchtlinge kamen.  

Im Frühjahr hat es begonnen, dass die Flüchtlinge in großen Zahlen nach Bosnien kamen. Allein im Rekordmonat September waren es laut UNHCR 3710 Menschen– im Vorjahresseptember waren es 52 gewesen. In Velika Kladusa, der Kleinstadt am nördlichsten Zipfel Bosniens, leben etwa 400 Flüchtlinge und Migranten. 15 Minuten sind es von hier bis zur kroatischen Grenze. Für Menschen mit europäischem Pass beginnt dort die Europäische Union – für die Menschen aus dem Camp das letzte Level ihrer Flucht. The Game nennen es die Menschen, weil die Flucht in die EU ein Glücksspiel ist, bei dem es nur Hauptgewinn oder Nieten gibt.

Hier die gesamte Multimedia-Story, die ausgezeichnet wurde mit dem CIVIS Media Award 2018